künstliche Niere

künstliche Niere
künstliche Niere,
 
Dialysator, Dialysegerät, nach dem Prinzip der Dialyse arbeitendes Gerät zur außerhalb des Körpers erfolgenden Entfernung harnpflichtiger Substanzen aus dem Blut (extrakorporale Hämodialyse, »Blutwäsche«), die bei zeitlich begrenztem oder dauerndem Ausfall der Nierenfunktion nicht mehr mit dem Harn ausgeschieden werden. Hierzu wird das mit Heparin ungerinnbar gemachte Blut durch eine künstliche Niere geleitet. Diese besteht aus künstlichen Kapillaren, durch die das Blut des Patienten fließt. Im Gegenstrom fließt das Dialysat an den Kapillaren vorbei. Durch das mittels Zusatz von Salzen und Glucose regelbare Konzentrationsgefälle zwischen Blutplasma und Dialysat kommt es zum Übergang der niedrigmolekularen Schlackenstoffe durch die semipermeablen Kapillarmembranen, deren Poren für die lebenswichtigen Zellen und Eiweißstoffe des Blutes unpassierbar sind. Technisch ähnlich funktioniert die Hämofiltration, bei der ausschließlich großporige Kapillarfilter eingesetzt werden, durch die Moleküle bis zu 10 Kilo Dalton passieren können.
 
Die verwendeten Geräte unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihre Membransysteme: Der Spulendialysator (heute wenig eingesetzt) besteht aus abgeplatteten, durch dazwischen liegende Kunststoffgitter zusammengepressten, auf eine Spule gewickelten Membranschläuchen; der Plattendialysator enthält in Gegenstrom zum Dialysat durchflossene plattenförmige Dialysemembranen; beim Kapillardialysator besteht der Blut führende Teil aus über 10 000 Kunststoffkapillaren, die in einem Zylinder vom Dialysat umspült werden. Durch die speziellen Bauformen der künstliche Niere wird eine Austauschoberfläche von 1,2 bis 1,8 m2 erreicht. Neben dem Kernstück des Membransystems enthält die künstliche Niere Pumpen, Wärmeaustauscher sowie Mess- und Warnsysteme. Der Anschluss an den Körperkreislauf wird über eine operativ angelegte arteriovenöse Fistel (Shunt) hergestellt. Der Reinigungsvorgang dauert 3-5 Stunden; bei chronisch Nierenkranken ist in der Regel eine dreimalige Dialyse je Woche erforderlich. Unter entsprechenden Voraussetzungen kann diese auch zu Hause vorgenommen werden (Heimdialyse). Eine andere Form der Dialysebehandlung ist die Peritonealdialyse.
 
Außer bei der Dauerbehandlung von Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz wird die künstliche Niere kurzfristig bei akutem Nierenversagen, Vergiftungen mit dialysierbaren Giften und zur Nachbehandlung bei Nierentransplantation eingesetzt, wenn die transplantierte Niere ihre Funktion verzögert aufnimmt.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Niere: Akutes und chronisches Nierenversagen
 
künstliche Niere: Blutwäsche bei Nierenversagen
 

Universal-Lexikon. 2012.

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